Geschichte

Die Geschichte des Kunststoffs in Troisdorf

Um die Anlagen gleichmäßig auszulasten, ließ die Vorgängerin der späteren Dynamit Nobel AG zwei Zentrifugen nur für die schwach nitrierte Celluloid-Kollodiumwolle laufen. Damit begann am 4. März 1905 in Troisdorf die Produktion von Celluloid. Hergestellt wurden daraus Kämme, Toilettenartikel oder Spielwaren, wie Puppen; später auch technische Artikel, wie Rechenschieber zum Beispiel. Nach dem Ersten Weltkrieg sorgte vor allem der zweite Weltenbrand für einen großen Entwicklungsschub. Dringend benötigte Rohstoffe standen nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Gleichzeitig verlangten neue Anwendungen neuartige Werkstoffe. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlangte das Wirtschaftswunder seinerseits eine neue Orientierung. Weniger für kriegerische Zwecke, als vielmehr für den täglichen Bedarf, den Wohnungsbau oder die neue Mobilität mit dem eigenen Fahrzeug wurden Lösungen entwickelt. Mehr Sicherheit, höhere Lebensqualität und lange Lebensdauer wurden jetzt gefragt. Schon in den 30er Jahren wurde er entwickelt, aber erst nach dem Krieg wurde er zum Renner: der MIPOLAM-Bodenbelag. Beinahe jede Schule, Krankenhaus, Amtsstube und Behörde wurde damit ausgelegt. Mit frischen Farben und nahezu unverwüstlich tut er manchmal heute noch seinen Dienst.

Mitte der 50er Jahre hatte ein norddeutscher Metallbauer einen Fensterrahmen entwickelt – aus Metall natürlich. Was zur Vollendung des Werkes fehlte, war die perfekte Außenhülle. Wetterfest und unempfindlich sollte sie sein. Und so wurde der Metallbauer bei Dynamit Nobel vorstellig. Das Unternehmen, das sich 1888 in Troisdorf niedergelassen hatte, war vor allem wegen seiner Forschung weltbekannt; Grundlagenforschung, wie sie heutzutage fast nur noch von Universitäten und Instituten in Verbindung mit Unternehmen durchgeführt werden kann. In Troisdorf war man also offen für Neues. Schnell war den Entwicklern klar, dass es nicht funktionieren würde, den Rahmen einfach nur in ein Kunststoffbad zu tauchen und ihn so mit einer Schicht zu überziehen. Zumal das Fenster auch damals schon Energie sparen sollte. Geplant war, dass zwei Thermo-lsolierglasscheiben mit geringem Abstand luftdicht im Rahmen fixiert werden, um den Wärmeverlust zu reduzieren. Eine solch filigrane Stahlherstellung war seinerzeit nicht möglich. Kunststoff jedoch konnte das Problem lösen. Dem Mann wurde geholfen und Dynamit Nobel stellte 1954 das erste in Serie hergestellte Kunststoff-Fensterprofil der Welt vor: TROCAL – eine Marke, die heute noch existiert und sich wachsender Beliebtheit erfreut. Eines der ersten Fenster ist heute im Museum ausgestellt.

Ein Wohnhaus komplett aus Kunststoffen

In der Entwicklungsabteilung von Dynamit Nobel arbeiteten zwischen den 30er und 60er Jahren mehr als 300 Chemiker und Ingenieure. Sie entwickelten sowohl thermo- als auch duroplastische Kunststoffe und verbesserten deren Verarbeitungstechniken. Welche Fülle an Innovationen auf ihre kreative Arbeit zurückzuführen ist, beeindruckt auch heute noch und ist im Troisdorfer Kunststoff-Museum zu besichtigen. Viele Erfindungen wurden in der Produktion vor Ort realisiert, mindestens ebenso viele kamen in Lizenz und unter anderem Label auf den Markt. Beispielsweise stammte aus den Troisdorfer Labors ein komplettes Wohn­haus aus Kunststoffen, 1959 eigens für die Düsseldorfer Kunststoffmesse gefertigt. Der Besuch des Museums gleicht einem Besuch bei alten Bekannten: Koffer aus Vulkanfiber, womit Vater oder Großvater in den Urlaub fuhren, Radiogehäuse, aus denen die Mädchen der 50er Jahre die Ankunft von Elvis Presley in Bremerhafen erfuhren, Isoliermatten aus Schaumstoff, die beim Camping warmhalten, robuste Wasserrohre aus Kunststoff, Folien für Verbundsicherheitsglas, die verhindern, dass die Kfz-Windschutzscheibe bei Steinschlag zerbröselt, oder, oder, oder…

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