Mipolam 1939
Diese zwei
Verkaufsprospekte der Venditor Kunststoff-Verkaufsgesellschaft m.b.H,
Troisdorf, Bez. Köln, Abteilung Mipolam, berichteten 1939 über
Bodenbeläge und MIPOLAM in seinen vielfältigen Anwendungsformen.
„Kunststoff-Verkaufsgesellschaft m.b.H., Troisdorf, Bez. Köln.
Abt. Mipolam
Troisdorfer Kunststoffe, Venditor, Vertretungen in aller Welt
Zweigniederlassungen: Berlin W 8, Mauerstrasse 83/84, Wien IL, Vorkai-Salztorbrücke
„MIPOLAM Bodenbelag
Ein neuartiger hochelastischer Bodenbelag auf heimischer Rohstoffgrundlage
10 unübertroffene Eigenschaften:
1. In allen gewünschten hellen und dunklen Farben
2.Hochelastisch
3.Alterungsbeständig
4.Geruchfrei
5.Unentflammbar
6.Abriebfest
7.Schalldämmend
8.Feuchtigkeitsunempfindlich
9.Leichte Reinigung
10.Hohe dekorative Wirkung“
(Anmerkung d. Bearb.: In jener Zeit in Tafeln und Fliesen herstell- und lieferbar)
„M I P O L A M (Wortschutz)
(Misch-Polymerisat, aus PVC und Acrylester)
Troisdorfer Kunststoffe
Mipolam in seinen Abwandlungen
Inhaltsangabe
Allgemeines
Mipolam-Rohstoff
Mipolam in seinen Abwandlungen
Hartes Mipolam
Weiches Mipolam Kabel- und Schlauchmassen, -profile
Mipolam-Dichtungen und –Manschetten
Mipolam-Fußboden- und Tischbelag
Treppenstoßkanten
Mipolam-Folien
Mipolam-Häute und –Leder
Ausblick
Chemische und physikalische Eigenschaften
Allgemeines
Mipolam
ist der Sammelname für eine Kunststoffgruppe auf der Grundlage
thermoplastischer Vinylpolymerisatharze, die mit ihrer ungewöhnlichen
Vielseitigkeit und ihren hohen Gebrauchswerten eine wertvolle
Bereicherung des gesamten Gebietes der Kunststoffe bedeutet. Ist es
schon bemerkenswert, dass Mipolam ganz nach dem Willen des Gestalters
harte bis elastisch-weiche formen anzunehmen vermag, so liegt sein
Hauptwert in seiner bei Kunststoffen unerreichten Bruchfestigkeit und
seiner hervorragenden Beständigkeit gegen chemische Einflüsse. Zu den
hohen mechanischen und chemischen Werten tritt eine Reihe weiterer
wertvoller Eigenschaften, von denen nur noch die ausgezeichnete
Isolierfähigkeit erwähnt sei. Eine Gesamtübersicht über die einzelnen
Mipolam-Eigenschaftswerte gibt eine gesonderte Aufstellung am Schluss
der Druckschrift. Fügt man ihr noch hinzu, dass Mipolam in allen
erdenklichen Farben, hell bis dunkel, leuchtend und matt, glasklar,
durchsichtig, durchscheinend und gedeckt erscheint, dann ergibt sich ein
Bild von überraschender Vielfalt, das Bild eines Stoffes mit fast
unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten, berufen, einmal als Neustoff
bahnbrechend
zu wirken und zum anderen als Austauschstoff altbekannte Werkstoffe zu vertreten und mitunter weit zu überragen.
Mipolam-Rohstoff
Als
Rohstoff hat Mipolam Pulverform und kann nach einem eignen
Warmpressverfahren zu Formstücken aller Art verpresst werden. Winke und
Erläuterungen zu dieser Art der Verarbeitung gibt unsere Druckschrift
Nr. 560.
Mipolam in seinen Abwandlungen
Die zahlreichen
Gruppen des durch Weiterverarbeitung und Zusatzstoffe abgewandelten
Mipolam lassen sich grundsätzlich trennen in:
Hartes Miplam | Weiches Mipolam |
(ohne Weichhaltungsmittel) | (mit Weichhaltungsmittel) |
Während
hartes Mipolam eine feststehende, gegebene Größe darstellt, ergibt sich
beim weichen Mipolam die Möglichkeit, den Grad der Weichheit ganz nach
Bedarf so zu beeinflussen, dass der Stoff gummi- oder lederartige
Beschaffenheit annimmt.
Hartes Mipolam
Mipolam ohne
Weichhaltungsmittel wird in endlosen Folien in allen Stärken zwischen
0,03 bis 0,6 mm geliefert, ferner in Tafeln von 0,1 bis 40 mm Stärke in
verschiednen Formaten, auch in beliebigen Zuschnitten und Formteilen.
Die Folien haben vor allem wegen ihrer außerordentlich guten
isolierenden Eigenschaften Interesse für die elektrotechnischen
Industrien, während sich die Tafeln auf Grund ihrer hohen mechanischen,
chemischen und elektrischen Werte als korrosions- und kriechstromfester
Baustoff für die mannigfaltigsten Verwendungszwecke eignen.
Ferner
wird hartes Mipolam in Form von Rohren, Hohl- und Rundstäben und
Profilen zur Herstellung von Isolierteilen aller Art, Isolier- und
Kabelschutzrohren, als Überzugsrohr und als selbständiger Baustoff auf
zahlreichen Anwendungsgebieten eingesetzt.
Weiches Mipolam
Zahlreiche
Kombinationen des weichen Mipolam gummiartigen Charakters führten zur
Entwicklung der bereits wohlbekannten Mipolam-Kabel- und
Drahtisoliermassen. Die vielseitigen Vorzüge der Mipolam-Kabelmassen
begründen sich wieder in den ausgezeichneten elektrischen Werten. Die
hohe Durchschlagsfestigkeit dieser Mipolam-Kabelmassen gestattet die
Herstellung von kabeln mit viel geringeren Durchmessern als bei
Gummi-Isolierung. Die Massen sind ozonfest und alterungsbeständig, dazu
korrosionsfest und schwefelfrei. Bei ihrer Verwendung erübrigt sich das
Verzinnen der Kupferleitungen. Das geringe spezifische Gewicht von etwa
1,4 macht die Verarbeitung zu bleimantellosen Kabeln, z.B. für
Schiffsausrüstungen, besonders interessant. Mipolam-Kabelmasse wird
heute bereits im In- und
Ausland zur Isolierung von Zünderdrähten,
Schießleitungen, Klingelleitungen, Feuchtraumkabeln,
Hochfrequenzleitungen, Antennenableitungen, Radiodrähten, Schiffs- und
Telefonkabeln mit bestem Erfolg angewandt. Die Massen können praktisch
in allen transparenten und gedeckten Farben geliefert werden. Daraus
ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur Kennzeichnung elektrischer
Schaltsysteme.
In steigendem Maße findet Mipolam auch Anwendung zur
Herstellung gewebeloser Isolierschläuche, deren besonderer Wert sich aus
den oben erwähnten Mipolam-Eigenschaften ergibt. Neben
Isolierschläuchen lassen sich aber auch Schläuche und Profile aller Art
herstellen. Die Schläuche können aufgrund ihrer chemischen Beständigkeit
und Alterungsfestigkeit in vielen Fällen wertvolle Dienste leisten, in
denen die bisher üblichen Schläuche bei harter Beanspruchung nur geringe
Lebensdauer aufweisen.
Von besonderem Interesse ist die
Spezialverwendung von Mipolam-Schläuchen erprobter Zusammensetzungen in
Baumwoll- und Kammgarnspinnereien zur Garnierung der Spinnzylinder, da
sich hier ein einwandfreies Laufen ohne Wickeln ergibt und die
unbegrenzte Lebensdauer der Zylinderüberzüge schwer ins Gewicht fällt.
Bei
den weichen Mipolam-Dichtungsprofilen sind wiederum die vielfältige
Farbgebung und die absolute Alterungsbeständigkeit von höchstem Wert.
Wegen ihrer leuchtenden bunten Farben haben die weichen Mipolam-Profile
begeisterte Aufnahme in der Modeindustrie gefunden, wo sie in vielen
Teilen und Ausführungen zur Herstellung von Damengürteln, Kleider-, Hut-
und Schuhbesatz und für die Dekoration von Lampenschirmen eingesetzt
werden.
Die Verarbeitung der Mipolam-Massen zu Leitungen und
Kabelummantelungen, Schläuchen und Profilen kann auf den üblichen
Gummischlauchpressen erfolgen, nur muss in manchen Fällen die
Möglichkeit zur Anwendung einer höheren Arbeitstemperatur geschaffen
werden. Mipolam in lederartiger Beschaffenheit lässt sich zu Dichtungen,
Dichtungsstreifen du Manschetten in jeglicher Form verarbeiten. Der
Vorteil dieser Manschetten gegenüber Ledermanschetten liegt in ihrer
Wasser- und Ölfestigkeit, Alterungsbeständigkeit und der weitgehenden
Unempfindlichkeit gegen chemische Einflüsse. Sie können aus Platten
gefräst oder ähnlich wie Ledermanschetten in den dazu verwandten
Pressformen gepresst werden. In Massenauflagen lassen sich auch im
Spritzgussverfahren wirtschaftlicher als Ledermanschetten herstellen.
Die Mipolam-Dichtungsstreifen eigen sich als Abdichtungen und Unterlagen an Maschinen, Kraftwagen, Fensterrahmen usw. Ihre
Beständigkeit
gegen galvanische Bäder legte den Gedanken nahe, Metallteile, die nicht
galvanisiert werden sollen, zum Schutz mit solchen Mipolam-Streifen zu
umwickeln. Dabei ergab sich neben dem absoluten Schutz der umwickelten
Teile noch der Vorteil, dass die Mipolam-Streifen beliebig oft wieder
verwendet werden können.
Der Apparatebau, die Feinmechanik, der
Pumpenbau, die Verpackungs-, Mode- und Besatzindustrie machen von diesen
Möglichkeiten bereits weitgehend Gebrauch, wobei oft wiederum die
Vielzahl der lieferbaren Färbungen von Interesse ist. Die Auswahl der in
jedem falle geeigneten Masse erfolgt im Lieferwerk unter sorgfältiger
Berücksichtigung aller technischen Erfordernisse.
Weiches Mipolam in
Form von Platten ergibt auch den hochwertigen, elastischen
Mipolam-Fußbodenbelag, der sich auch durch seine Alterungsbeständigkeit
und Strapazierfähigkeit für viele begangene Räume eignet, wie Banken,
Schalterhallen, Gaststätten usw. Seine Chemikalienfestigkeit empfiehlt
ihn für Labors und Krankenhäuser, und die Möglichkeit, den Fußbodenbelag
in unzähligen leuchtenden Farben, uni, marmoriert und gefleckt
herzustellen, macht ihn zum gegebenen Stoff in den Fällen, wo neben der
allgemeinen Hochwertigkeit eine ausgesprochene dekorative Wirkung
verlangt wird, wie in Repräsentationsbauten, Ausstellungshallen und
Hotels. Nicht zu unterschätzende andere Vorteile sind in all diesen
Fällen noch die Unentflammbarkeit und die absolute Geruchsfreiheit des
Mipolam-Bodenbelags, während seine Beständigkeit gegen Seewasser und
tropische Einflüsse von ausschlaggebender Bedeutung bei der Verwendung
als Deckbelag auf Schiffen geworden ist. Als Ergänzung zum Fußbodenbelag
werden Treppenstoßkanten in verschieden profilierter Form für alle
Bodenbelagsstärken hergestellt. Die Treppenstoßkanten aus Mipolam haben
die gleichen guten Eigenschaften des Mipolam-Bodenbelags. Die
Profilnormen sind nach dem Gesichtspunkt der höchsten Zweckmäßigkeit
durchgebildet, die Lieferung kann in jeder erforderlichen Länge in allen
Unifarben erfolgen.
In einer dem Fußbodenbelag ähnlichen
Zusammensetzung können Mipolam-Platten als Tischbelag dienen. Hier sind
es Küchen-, Werk- und Labortische, bei denen Alterungs- und
Chemikalienfestigkeit des Stoffes nutzbar gemacht werden. Die Ausnutzung
der Färbungsmöglichkeiten ist hierbei zwar naturnotwendig, aber
angenehm und verkaufsfördernd.
Die Verbindung von Fußboden- und
Tischbelag und Treppenstoßkanten mit der gegebenen Unterlage geschieht
durch eigens hiefür entwickelte Spezialklebemittel, die eine unbedingte
zuverlässige und dauerhafte Klebung gewährleisten.
Eine
weitere Verwendungsgruppe für weiches Mipolam ergibt sich aus der
Möglichkeit, den Stoff zu dünnen Folien, bunt durchsichtig und
gedeckt,
in Rollen von 100 und mehr Metern Länge auszuarbeiten. Diese bunten
Folien sind ein ausgezeichneter Werkstoff zur Herstellung von
Regenumhängen, Kapuzen, Gamaschen, Badetaschen und ganzen Autoplanen.
Ihre Vorzüge bestehen in der Geschmeidigkeit, Wasserbeständigkeit, dem
geringen Gewicht, der Unverwüstlichkeit und der Preiswürdigkeit des
Stoffes.
Weiche, dünne Tafeln aus Mipolam können mit
hochglanzpolierter Oberfläche in allen bunten Farben zur Herstellung von
Modebesatz, Damengürteln usw. geliefert werden. Der besondere Vorzug
dieser Tafeln liegt darin, dass die Hochglanzpolitur als natürliche
Stoffeigenschaft selbst bei jahrelanger Beanspruchung keine Einbuße
erleidet. Die dünnen Tafeln stehen auf Wunsch auch halbmatt und in
verschiedenen Narbungen zur Verfügung, die den Charakter hochwertiger
Schmuckleder haben. Derartige textilfreie, genarbte Mipolam-Leder,
lieferbar in Stärken von 0,4,mm an. Lassen sich schärfen und mit
Spezialklebern dauerhaft auf Metall, Holz, Papier, Textil- und
Lederuntergrund aufbringen. Sie stellen hochwertige Neustoffe für die
lederverarbeitende Industrie dar und dienen hauptsächlich als Täschner-
und Portefeuilleleder in jeder gewünschten Weichheit zur Herstellung von
Damentaschen, Brieftaschen, Tresors und Feinlederwaren aller Art,
ferner zur Veredelung oder als Schutzüberzug von Kameras,
Brillengehäusen, Feldstechern, optischen Artikeln und Phototaschen sowie
als Einband von Büchern und Kalendern. Auch hier ist wieder die
Unverwüstlichkeit neben dem Farbenreichtum und der lederähnlichen
Verarbeitung als Vorteil zu nennen.
Die gleichen weichen
Mipolam-Massen werden auch geschichtet mit Gewebeunterlage hergestellt
und in dieser Form vorzugsweise als strapazierfähiges dekoratives
Polsterleder mit und ohne Narbung und zur Herstellung von Täschnerwaren
aller Art verwendet. Sonderausführungen dieser Schichtstoffe eignen sich
zur Anfertigung von Säure-, Öl- und Schweißerschürzen und sonstigen
Schutzkleidungen, denen die Unempfindlichkeit gegen chemische und
mechanische Einflüsse eine bisher unbekannte Lebensdauer verleiht.
Ausblick
So
zahlreich und vielseitig auch die hier angeführten Verwendungsformen
und Anwendungsbeispiele bereits sind, so kommt dieser Zusammenstellung
doch mehr grundsätzlicher als erschöpfender Charakter zu. Mipolam ist
ein so ungewöhnlich vielseitiger Kunststoff, dass die bisher
erschlossenen Gebiete lediglich als richtunggebend zu werten sind. Sie
lassen die unübersehbaren Möglichkeiten ahnen, die in der Verwendung von
Mipolam in irgendeiner Form zur Lösung alter und neuer
Kunststoffaufgaben liegen.
Verhalten gegen | Mipolam MP | Mipolam PCU |
Schwache Säuren | beständig | beständig |
Starke Säuren | beständig, außer Schwefelsäure | beständig, auch Schwefelsäure |
Schwache Alkalien | beständig | beständig |
Starke Alkalien | beständig | beständig |
Alkohole | beständig | beständig |
Ketone, Ester | unbeständig | unbeständig |
Chlorkohlenwasserstoffe | unbeständig | unbeständig |
Benzol | unbeständig | unbeständig |
Benzin | beständig | beständig |
Öle, Terpentinöl | beständig | beständig |
Äther | unbeständig | unbeständig |
Mit Plastifikator Weich-Mipolam | unplastifiziert Hart-Mipolam |
Eigenschaftswerte | Mipolam MP | Mipolam PCU |
Wichte kg/cdm | 1,34 | 1,38 |
Zugfestigkeit kg qcm | 600 | 580 |
Wärmefestigkeit n. Martens n. Vicat | 58 °C 75 °C | 67 °C 89 °C |
lineare Wärmedehnzahl 10 6 | 78 | 80 |
Brennbarkeit | erlischt | erlischt |
Durchschlagfestigkeit kV mm | 50 | 50 |
Kriechstromfestigkeit | gut | gut |
Wenn
Sie Fragen besonderer Art zu klären haben, wenden Sie sich bitte an
unsere Abteilung „Technischer Dienst“, der alle technischen und
wissenschaftlichen Hilfsmittel in den Laboratorien und Betrieben unserer
Stammgesellschaft, der Dynamit-AG, vormals Alfred Nobel & Co., in
Troisdorf zur Verfügung stehen. Das Erzeugnisprogramm dieser vielseitigsten Kunststoffabrik der Welt ist so umfassend, dass für jeden Fall ein Troisdorfer Kunststoff als geeigneter Werkstoff bereitsteht.“
(Anmerkungen des Bearbeiters:
Es fällt auf, dass natürlich von einem heimischen Werkstoff
(Autarkiebestrebungen!) geschrieben wird, aber überhaupt keine
Kriegsverwendungen erwähnt werden. Mipolam wird als Austauschstoff für
altbekannte Stoffe, meist allerdings mit überlegenen Eigenschaften,
charakterisiert; selbst gegenüber anderen bekannten Kunststoffen.
Die
Autoren sind offensichtlich sehr stolz über diese Werkstoffgruppe
Mipolam mit „ungeahnten Verwendungsmöglichkeiten“, die noch „am Anfang
ihrer Ausschöpfung“ stehen. Man schreibt von einem „bahnbrechenden Neustoff“.
Hauptsächlich
werden Halbzeuge beschrieben, die in Troisdorf hergestellt und von der
Venditor-Verkaufsgesellschaft weltweit („im In- und Ausland“) verkauft
werden. Die Kabel- und Schlauchmassen hingegen sind „Stoffe“ zur
Weiterverarbeitung bei Kunden. Der Begriff „Stoff“ wird öfters erwähnt
und wird offensichtlich als „Werkstoff“ verstanden. In diesem Fall würde
man heute von Kunststoff-Compounds (Anglizismus!) sprechen. Der Begriff
„Weichhaltungsmittel“ wird anstelle des heute üblichen Begriffes
„Weichmacher“ verwendet; seine Bedeutung erschließt sich dem Leser
leicht.
Interessant ist die Verwendung von Mipolam-Dichtungsprofilen
für Holzfenster in damaliger Zeit. 1954 soll den Troisdorfer Entwicklern
in Zusammenarbeit mit einem externen Ingenieur (Pasche, Hamburg) die
Markteinführung von Mipolam-Elastic-Fensterprofilen für
Isolierglas-Kunststoffenster gelingen: Das erste Kunststoff-Fenster der Welt, 1954!
Zur
Verarbeitung von Kabelmassen werden offensichtlich herkömmliche
Gummischlauchpressen empfohlen, allerdings müssen diese mit einer
höheren Temperaturführung nachgerüstet werden. Mipolam verlangt also in
diesem Falle eine gewisse Weiterentwicklung bei Verarbeitungsmaschinen,
die von Troisdorf ebenso angestoßen und durchgeführt wurde.
Der Kunststoffabrik Troisdorf wird in der Druckschrift das Prädikat „vielseitigste Kunststoffabrik der Welt“
verliehen, wo in jedem Fall ein geeigneter Kunststoff zur Verfügung
stünde. Mitbegründet ist dies verständlicherweise durch die Tatsache,
dass der Kunststoffabrik Troisdorf in den 30iger Jahren des vorherigen
Jahrhunderts die alleinige Aufgabe der Entwicklung der
Kunststoffverarbeitung innerhalb der IG-Farben übertragen bekommen
hatte. Diese nachvollziehbare Begrifflichkeit ließ den Begriff „Troisdorf ist die Kunststoff-Metropole (der Welt)“
entstehen, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa 1965 von der
Produktvielfalt und Produktionsmenge her seine objektive Berechtigung
behielt.
Auch die Mipolam-Bodenbelag-Herstellung ist eine besondere Troisdorfer Erfolgsgeschichte: Mipolam-Bodenbeläge werden auch 2009 in Troisdorf produziert!
Hatte
die Erstproduktion 1936 mit Kochpressbelägen nach dem Troisdorfer
Celluloid/Cellon-Verfahren („aus dem Block geschnitten“) angefangen,
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Mitte der 50iger Jahre ein
kontinuierliches Herstellverfahren mittels einer Schwingpresse (eigene
Troisdorfer Maschinen- und Verfahrensentwicklung!) entwickelt. Dazu
wurden meist vier unterschiedlich-gefärbte Mipolam-Rohstoffgranulate auf
einem Stahlband einer kontinuierlich-wirkenden Schwingpresse zur
Verdichtung und Fellbildung zugeführt. Nach Warmwasser-Tempern und
Schleifen wurden die 1,20 m breiten Bahnen abgelängt, verpackt und zum
Verkauf gebracht. Ab 1994 erfolgte in Troisdorf eine Großinvestition in
eine große Doppelband-Presse, die einen richtungsfreien Belag aus 4
Farbgranulaten in Mipolam-Qualität kontinuierlich mit 2 m Nutzbreite
herstellen konnte. Diese Qualitäten werden heute noch in Troisdorf
gefertigt. 1997 wurde der Produktbereich Mipolam an das französische
Bodenbelagsunternehmen Gerflor S.A. angeschlossen. (Gerflor S.A. war
seit 1948 mit Zweischicht-PVC-Belägen und CV-Belägen auf dem
Bodenbelagsmarkt tätig.) Seitdem firmiert die Troisdorfer Fertigung und
der Vertrieb unter Gerflor-Mipolam GmbH, Troisdorf.
Darauf kann Troisdorf stolz sein!
Bearbeitet: Dr. Volker Hofmann, Troisdorf, 8. April 2009)