Kunststoffhaus
Das „Troisdorfer Kunststoffhaus“
Dipl.-Ing.
Reinhold Frenz, Troisdorf (Dynamit Nobel AG), veröffentlichte unter dem
Titel „Ein Kunststoff-Haus im Bungalow-Stil“ in der Zeitschrift
„Kunststoffe“, 1960, Seite 360 – 365, folgenden Bericht:
Kunststoffe
finden vortreffliche Einsatzmöglichkeiten im Bauwesen und im
Innenausbau. Sie treten mit konventionellen Baustoffen in Wettbewerb,
nicht etwa um sie zu verdrängen, sondern um sie dort zu ergänzen, wo
dies technisch und wirtschaftlich sinn- und zweckvoll erscheint. Der
Hausbau ausschließlich aus Kunststoffen liegt noch in ungewisser Ferne,
doch verlockt es, bisher Erreichbares am Modell konzentriert und weiter
zu erproben. Im bewussten Gegensatz zu der Zukunft weit vorauseilenden
Projekten hat die Dynamit Nobel AG auf ihrem Werksgelände ein freundlich
helles Bungalow-Haus mithilfe solcher Kunststoff-Halb- und
Fertigerzeugnisse errichtet, die der üblichen serienmäßigen und
marktgängigen Produktion entnommen werden konnten. Über dieses kleine
Wohnhaus, das dem beabsichtigten Zweck der Demonstration vollauf genügt,
berichtet der verantwortliche Architekt.
In den Vereinigten
Staaten hatte vor einigen Jahren die Monsanto Chemical Company
Ingenieuren und Architekten der Technischen Hochschule von Massachusetts
den Auftrag gegeben, die Anwendung von Kunststoffen im Bauwesen
systematisch zu untersuchen und aufgrund der dabei gewonnenen
Erkenntnisse ein für den Serienbau bestimmtes, nach dem
Baukasten-Prinzip zusammengesetztes Haus aus Kunststoffen zu
konstruieren. Die dabei zur Form gewordenen Idee wird noch heute als ein
„Haus der Zukunft“ diskutiert, wobei das Hauptmerkmal einen ersten
kühnen Schritt hinsichtlich Grundriss, Konstruktion und Ausführung
darstellt, die vielseitigen Möglichkeiten der neuen Stoffe aufzuzeigen,
ohne dabei allerdings zunächst auf die wirtschaftliche Seite des
Problems Rücksicht zu nehmen. Denn es wurden dabei für tragende Bauteile
sowohl wie für die Innenausstattung speziell entwickelte und
anzufertigende Sonder-Elemente verwendet, für deren Serienfertigung die
Voraussetzungen erst einmal geschaffen werden müssten.
In
abgewandelter Form wurden ähnliche Pläne aus Frankreich und Italien
bekannt, die einer Verwirklichung und praktischen Durchführbarkeit der
Idee als solcher schon wesentlich näher zu liegen scheinen. Wenn zwar
eine architektonisch völlig neue und sich aus den so sehr
unterschiedlichen Materialeigenschaften ergebende selbstständige
Ausführungsform gewissermaßen als die Krönung solchen Bestrebens
anzusehen wäre, so liegt es zunächst doch wohl näher, zu versuchen, das
Problem von der entgegengesetzten Seite anzupacken, die jenen auch
wirtschaftlich tragbaren Gegebenheiten Rechnung trägt, wie sie zurzeit
im Bauwesen vorliegen. Etwa auf einem mittleren Wege könnte dann eine
Erfolg versprechende Weiterentwicklung erwartet werden.
Das erste
deutsche Haus aus Kunststoffen, das anlässlich der Kunststoffmesse
Düsseldorf 1959 auf dem Gelände der Dynamit Nobel AG zur Aufstellung
kam, ist dem Gedanken entsprungen, den Gesamtaufbau ausschließlich aus
im Handel verfügbarem Kunststoffhalbzeug zu bestreiten und auf
irgendwelche Sonderanfertigungen zu verzichten. Erst unter dieser
Voraussetzung wird man auch ohne das Risiko einer größeren und
spezialisierten Serienfertigung zu praktischen und kalkulierbaren
Ergebnissen kommen können. Dabei sind aus wirtschaftlichen Überlegungen
die statisch-konstruktiven Bauteile als Verbundteile vorzusehen.
Anhand
dieser Überlegungen entstand im August 1959 nach den Plänen des
Verfassers ein Kunststoff-Bungalow, dessen äußerer und innerer Aufbau
sich auf handelsübliche Lieferformen dieser neuen Werkstoffe abstützt
und dessen Lasten tragenden Teile aus Kombinationen von Kunststoffen mit
bekannten Baustoffen – vorliegenden Falles Stahl – bestehen.
Materialeinsatz
Allein
die Tatsache, dass ein solcher Bungalow mit rund 40 qm überbauter und
einschließlich einer rund 20 qm großen, gedeckten und windgeschützten
Freiwohnfläche insgesamt rund 60 qm überdachter Nutzfläche ohne das
Fundament ein Gesamtgewicht von rund 3,5 t besitzt, macht ein solches
Projekt prinzipiell interessant. In bautechnischer Hinsicht erscheint es
verlockend ein Haus in trockener Bauweise erstellen zu können, das auf
die Dauer keiner besonderen Unterhaltung und Wartung bedarf und so einen
vielseits erstrebenswerten Zustand erfüllt. Soziologisch und
wirtschaftlich besitzt die trockene Bauweise den weiteren Vorzug, auch
während Schlechtwetter- und Frostperioden keine Unterbrechung zu
erfahren oder dabei Schäden oder Mehrkosten einbeziehen zu müssen.
rund 3,50 cbm Schaumstoffe auf der Basis von Phenolharz und Hart-PVC im Gewicht | 150 kg |
rund 1,45 cbm Kunststoff-Platten, -Beläge und -Rohre im Gewicht von | 2050 kg |
rund 0,18 cbm Verbundglas im Gewicht von | 500 kg |
rund 0,12 cbm kunststoffummantelte Stahlprofile im Gewicht von | 750 kg |
Gesamt rund 5,25 cbm | 3450 kg |
Dies
entspricht – ohne Berücksichtigung des im Verbundglas sowie bei den
ummantelten Stahlprofilen verwendeten Kunststoffs – unter Bezug auf das
Baustoff-Volumen = 94 % Kunststoffe + 6 % andere Baustoffe und
Baustoff-Gewicht = 65 % Kunststoffe + 35 % andere Baustoffe.
Das
kleine Modell-Haus besteht aus Wohnraum, Schlafstelle, Kleinst-Küche, WC
und überdeckter Freiwohnfläche. Die zu seiner Einrichtung
erforderlichen Baustoffe und Bauelemente können leicht auf einem
Lastwagen befördert oder in einer Transportkiste von 2x3x1,3 m Größe
untergebracht werden. Die Erstmontage erfordert bei entsprechender
Präzision der angelieferten Bauelemente 5 Personen mit je 14 Stunden
Arbeitszeit.
Die architektonische Aufgabe
Das
Planen mit neuen Werkstoffen bietet zugleich auch neue Formen an. Bei
den vielseitigen Verarbeitungswegen, welche die Kunststoffe bieten, wäre
ein solches Nachgehen auf neuartige Formgebungsmöglichkeiten durchaus
denkbar, wie es das Beispiel aus den Vereinigten Staaten gezeigt hat.
Das beabsichtigte Verwenden ausschließlich greifbarer Halbzeuge legt
jedoch Grenzen auf, weil solches Halbzeug, soweit es das Bauwesen
betrifft, aus den seither am Bau üblichen Grundformen und Abmessungen
heraus entwickelt und umkomponiert worden ist. Speziell konstruierte und
anzufertigende Formteile dagegen werden erst bei hoher Stückzahl
wirtschaftlich tragbar.
Mit heute geläufigen Baustoffen wie etwa
Stahl oder Beton ist es anfangs ganz ähnlich gegangen, und es hat sich
als durchaus wertvoll erwiesen, dass sie unter zunächst übernommenen
Konstruktionen und Formen an sich selbst wachsen und schließlich aus der
Erfahrung heraus den Weg bis zu den heutigen Ergebnissen finden
konnten. So sollte auch hier der Baukörper von Vorhandenem ausgehend
Gestalt annehmen. Der Grundriss wurde seiner Bestimmung entsprechend als
Modell- oder Lehrschau-Muster gefügt; er ist deshalb nur mit
geringfügigen Abwandlungen der Konvention angepasst. Dabei sind
wohntechnische Probleme inbegriffen.
Es darf erwartet werden, dass
das hiermit der breiten Öffentlichkeit vorgestellte praktische Beispiel
zu wiederum neuen und besseren Vorschlägen und Teillösungen anregen
wird.
Technische Voraussetzungen
Die
verschiedenen Werkstoffgruppen sind teilweise unterschiedlichen
Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Das betrifft ihre Verarbeitbarkeit oder
Formgebung ebenso wie ihren Einsatz. Die Grenzen der
Einsatzmöglichkeiten müssen vor allem bei Verwendung im Freien auf
thermische und atmosphärische Beanspruchungen sowie deren
Wechselwirkungen auf das sonstige Verhalten und untereinander abgestimmt
und so Fehlschläge von vornherein vermieden werden. Dies muss mit um so
größerer Sorgfalt geschehen, als bisher praktische Erfahrungen nur
vereinzelt und erst für relativ kurze Beobachtungszeiten zur Verfügung
stehen.
Ausgehend von den statischen Erfordernissen wurde das hier
beschriebene Modell und mit Rücksicht auf den heutigen Stand der Technik
Stahl als Hilfsstoff verwendet, und zwar aus gebrauchstechnischen und
wirtschaftlichen Gründen im Verbund mit einem korrosionsfesten
Kunststoff-Überzug. Eine solche Kombination erübrigt zugleich auch eine
weitere Nachbehandlung und Wartung.
Zweifellos wären für dieses
Aufgabengebiet auch Profile aus z. B. glasfaserverstärktem Polyesterharz
anwendbar; sie mussten aus wirtschaftlichen Überlegungen jedoch
vernachlässigt werden. Dasselbe gilt auch für durchsichtige oder
durchscheinende Füllungen bei Fenstern und Türen, für die z. B.
Acrylglas zur Anwendung hätte kommen können.
Für die Überlegung des
Gesamtaufbaus gaben die Abmessungen, Verarbeitungsmethoden und
Fertigungsverfahren den wesentlichen Ausschlag. Dabei fiel die Wahl auf
duroplastische Werkstoffe für Wandfurniere, Dachbedeckung, Decken,
Fußboden-Unterlage und Hartschaum für Isolierungen sowie für Wasser- und
die Isolation elektrischer Leitungen, zur Ummantelung der tragenden
Stahlprofile und für zahlreiche Zweck- und Zierprofile. Für die
Furnierung von Innenwänden sind beide Stoffgruppen gleichermaßen
geeignet und dementsprechend herangezogen worden.
Alle Einzelteile
wurden arbeitssparend nach einem bestimmten Rastermaß vorgefertigt und
konnten daher an Ort und Stelle in kürzester Zeit und ohne spezielle
Fachkenntnisse zusammengesetzt werden. Der Aufbau konnte daher in
Baukastenweise durch Aneinanderfügen einzelner Elemente geschehen, und
ebenso ist ein Abbauen in kurzer Zeit möglich.
Fundament
Kunststoffe
kommen mit Rücksicht auf die Kosten und dabei erforderlich werdende
Sonderanfertigungen für Fundamentierungszwecke zunächst noch nicht in
Betracht. Sie würde immerhin noch etwa die acht- bis zehnfachen Kosten
der hier üblichen Materialien erfordern. Es wären z. B. Kunststoffwaben
oder verstärkte Kunstharzkonstruktionen als „schwimmende Plattformen“
denkbar, für die jedoch geeignete Vorschläge oder gar Erfahrungen noch
ausstehen. Daher ist zurzeit ein Errichten der Fundamente an Ort und
Stelle mithilfe konventioneller Baustoffe, wie Holz, Stein, Beton oder
Stahl in jedem Falle vorzuziehen. Ein Unterkellern ist möglich,
erscheint jedoch für den ausgeführten Kleinst-Typ unwirtschaftlich und
allenfalls in Hanglage vertretbar.
Das „Troisdorfer
Kunststoffhaus“ ist auf einer Betonplatte errichtet. Gegen aufsteigende
Nässe ist die überbaute Fläche mit einer Bautenschutzfolie aus
Polyethylen (Trolen) ausgelegt. Hierauf wird die tragende
Stahlrahmen-Unterkonstruktion montiert. Sie besteht für den vorliegenden
Grundriss aus fünf gleich breiten Elementen im Rastermaß von 127 cm,
das den aufgehenden Wandelementen angepasst ist. Diese Stahlrahmen sind
mit wetterfestem Kunstharzlack behandelt, ein Film, der für die ruhende,
verdeckte und nicht besonders mechanisch beanspruchte Konstruktion
ausreichend erscheint. Das Stahlraster selbst ist mit der Betonplatte
durch Verschraubung verankert und fest gesichert.
Wandkonstruktion
Unter
Vermeidung verteuernder Verschnitte wurden die Wände innen und außen
einheitlich aus genormten Elementen mit einer lichten Außenabmessung von
127 x 240 cm gefügt. Die hierbei verwendeten tragenden Rahmen sind aus
Mipolam-Elastik-Profilen erstellt, die einen Hohlstahlkern besitzen (4).
Sie halten starken mechanischen Beanspruchungen stand und sind für
Fenster- und Außentür-Konstruktionen seit etwa fünf Jahren sehr gut
bewährt. Diese Verbund-Profile werden in Weiterverarbeitungsbetrieben
auf gewünschte Längen zugeschnitten, Stöße und Gehrungen durch
Innenpassstücke mittels Verklebung verbunden und die Mipolam-Profilhaut
mit Spezialschweißgerät fugendicht verschweißt. Als Kleber wird
Epoxyharz verwendet. Durch diese Anordnung und Verarbeitung ist der
Stahlkern von äußeren Angriffen vollkommen geschützt. Die Kontrolle der
Dichtigkeit wird mit einem eigens für diesen Zweck entwickelten
elektrischen Messgerät insbesondere an den Schweißstellen durchgeführt.
Feuchtigkeitseinflüsse und Korrosion sind so ausgeschaltet. Gleichzeitig
bedarf diese Oberfläche aufgrund langer praktischer Erfahrung keiner
besonderen Wartung und Pflege.
Die Füllungen der stets gleichen Rahmengrößen werden nach Bauplan mit Kunststoff-Verbund-Platten, Türen oder Fenstern versehen.
Die
Verbundplatten bestehen aus einem rund 40 mm starken Kern aus
Phenolharzschaum, der auf beiden Seiten mit kunstharzgebunden
Schichtpressstoffplatten (Ultrapas) belegt ist.
Der Aufbau dieser Verbundplatten entspricht isoliertechnisch einer etwa 70 cm starken Ziegelsteinmauer.
Entsprechend
der Verwendung der Räume sind einfarbige oder holzgemusterte, rund 1,3
mm starke Ultrapas-Furniere und in der Frühstücksbar 1,5 mm dicke
PVC-Wandverkleidung (Mipolam) eingesetzt. Im Außenbereich besteht die
Oberfläche der Verbundplatten durchweg aus Schichtpressstoffen
(Ultrapas) in einfarbig pastellgelb, für die Fenstersockel und für die
Eingangstür-Füllung in Rot.
Der Verbund mit den
Phenolharz-Schaumkernen ist mit Hilfe von Neoprene-Kleber hergestellt.
Die Anschlüsse an die Rahmen sind fugendicht mit Prestik-Schnüren der
Boston Blacking Comp. gekittet. Dieser Kunstharzkitt bleibt auch bei
Kälte plastisch-elastisch, rissfrei und schmiegt sich allen Formen gut
an.
Die z.T. sehr großen Fensterflächen sind mit Verbund-Glas
versehen, wobei die Fensterflügel wiederum aus elastischen
Mipolam-Profilen bestehen. Die Terrassentür ist aus Sicherheitsgründen
noch mit einem Kunststoff-Rollladen aus Hart-PVC-Profilen versehen,
dessen hochgezogene Rolle im Luftraum zwischen Decke und Dachfläche
Platz findet. Sämtliche Wandelemente besitzen eine Oberlicht-Anordnung
für die zugfreie Entlüftung.
Die genormten Wandelemente werden durch
Einsteckschlösser entsprechend der Grundriss-Aufteilung
aneinandergefügt. Sie sind am Fuß mittels Schrauben an der äußeren
U-Schiene der Rahmen-Unterkonstruktion befestigt. Eine solche
Kleinst-Wohnungseinheit kann daher beliebig durch gleich bleibende
Decken- und Wandelemente erweitert werden.
Fußboden
Der
Fußboden ist die in sämtlichen Räumen am stärksten beanspruchte Fläche
und der empfindlichste Teil in Gebäuden überhaupt. Kunststoffbeläge
scheinen aus vielen Gründen heute und in absehbarer Zukunft hierfür die
Ideallösung darzustellen. Neben schmutzabweisender Eigenschaft, hoher
Abriebfestigkeit und Eindruckunempfindlichkeit sollen sie
Unfallsicherheit, Hygiene und Ästhetik unterstützen. Außerdem sollen sie
weitgehend kosten- und zeitsparend in der Reinigung und Erhaltung sein.
Allen diesen Erfordernissen entsprechen hochwertige PVC-Beläge bei
entsprechender Unterkonstruktion und Auswahl des Aufbaus.
Als
tragende und egalisierende Fläche sind auf der Stahlunterkonstruktion 16
mm dicke Schichtpressstoffplatten (Lignofol) ausgelegt und durch
Verschraubung befestigt. Sie sind wasserunempfindlich und besitzen sehr
gute Druckfestigkeit. Um einwandfreie Wärme- und Trittschallisolierung
zu erreichen, ist die gesamte Fläche des Fußbodens mit weich
eingestellten PVC-Schaummatten (Airex) ausgelegt (Wärmeleitzahl = 0,03
kcal h Grad C). Dieser Aufbau ist dann in allen Räumen mit
vorgeschweißten PVC-(Mipolam)-Teppichen ausgelegt; die Anschlüsse an
Einbaumöbel und Wände sind mit Mipolam-Leisten versehen. Der
Gesamtaufbau – Lignofol-Airex-Miolam – misst rund 22 mm und ist in Bezug
auf Isolierung, Trittsicherheit, Verschleißfestigkeit,
Feuchtigkeitsunempfindlichkeit, Wartung und Hygiene als idealer
Wohnraumboden anzusehen. Die Belagfläche besitzt außerdem den Vorzug,
durch die Anordnung des Airex-Schaumes leicht federnd und so angenehm
wie ein Teppich begehbar zu sein. Jegliche Fugenbildung ist durch
Verschweißen der Anschlüsse von Raum zu Raum vermieden.
Decken
Auch
der Deckenaufbau besteht aus einheitlichen Elementen. In Anlehnung an
die Wandelemente ist ein Rastermaß von 127 x 127 cm gewählt. Als
tragende quadratische Rippenkonstruktion sind wiederum
Mipolam-Elastik-Profile eingesetzt und im Einsteckverfahren montiert.
Die seitlich an den Profilen angeordneten mittigen Stege dienen als
Auflager für die leichten Verbunddecken-Platten, deren Kern aus
Phenolherzschaum und deren Deckfurnier aus PVC (Astralon und Mipolam)
besteht. Ihr Gewicht beträgt etwa 5,5 kg/qm und ihre
Wärme-Isolierfähigkeit entspricht etwa 2 m dicker Natursteinwand.
Sämtliche Stöße der Mipolam-Profile sind nach der Montage zur Vermeidung
von Korrosion der Stahlkerne fugendicht verschweißt.
In der Toilette
ist aus installationstechnischen Gründen eine rund 1,2 mm starke opake
Lichtdecke aus glasfaserverstärkter Polyesterbahn (Tronex) angeordnet.
Sämtliche Stöße der Kassettenplatten mit den Profilen sind als
Kantenabschluss mit Prestikmasse gedichtet. Für eine einwandfrei und
laufend funktionierende Luftzirkulation unter weitgehender Vermeidung
von Zugerscheinungen sind in den Deckenelementen hinreichende
Aussparungen von etwa 40 x 40 cm vorgesehen. Sie dienen gleichzeitig zur
indirekten künstlichen Beleuchtung und sind unterseitig in einem
Abstand mit transparenten PVC-Platten (Astralon) abgeschirmt. Ein guter
technischer und dekorativer An- und Abschluss von Decke und Wand ist
durch ein Schlußkassetten-Profil mit angeordnetem Steg gewährleistet.
Die an dieser Stelle entstehende Nut dient gleichzeitig zum Anbringen
von Bilder- oder sonstigen Befestigungshaken, sodass das unschöne
Einschlagen von Nägeln in die Wand entfällt.
Die kassettenförmige Anordnung der Decke besitzt montagetechnische Vorzüge und betont den wohnlichen Charakter.
Dach
Mithilfe
der neuen verstärkten Polyester-Baustoffe kann die gesamte
Dach-Konstruktion und Eindeckung leicht und elegant ausgeführt werden,
die aus statischen Gründen in Einheiten zusammengefasst ist und alle
Schub- und Druck-Wirkungen aufnimmt.
Für den relativ kleinen
Grundriss werden zwei Dachfeldeinheiten wie die Kassettendecke im
Einsteckverfahren auf dem Montageplatz vorbereitet. Das nur geringe
Gewicht ermöglicht einen leichten Transport und Auflage ohne
Spezialgeräte. Die Randprofile werden mit den von den Wandelementen
gebildeten oberen Gesimsprofilen durch Verschrauben befestigt. Alle
Bohrstellen sind am oberen Rand mit Prestik abgedichtet, um Einwirkung
von Luftfeuchte auf den Stahlkern zu unterbinden.
Nach Einlegen der
kombinierten Konstruktion wird die Dachhaut mit
Tronex-Polyester-Wellbahnen eingedeckt; die ein Minimum an Überlappungen
oder Anschlüsse erlauben. Diese Anschlüsse sind wegen des sehr geringen
und parallel zur Wellung angeordneten Gefälles von rund etwa 3 %
zusätzlich mit Prestik abgedichtet. Wegen der Eigenfederung des
Eindeckmaterials bei Windeinfall sind die besonders gefährdeten
Überdachungsflächen (Terrasse) oberseitig mit Flacheisen versehen. Das
Befestigen der Bahnen geschieht durch Verschrauben mit in den
elastischen Mipolam-Profilen eingelassenen Blindnietmuttern, die
gegenüber den Stahlhohlprofilen gleichzeitig als Andichtung dienen.
In
gleicher Weise sind die seitlichen Gesimsschürzen über den
Wandelementen zur Absicherung des Hohlraums zwischen Dach und Decke
befestigt. Als Windschutz für den freien Sitz- und Spielplatz sind
seitlich ebenfalls Tronexwell- und Lichtbahnen gewählt, die gleichzeitig
den Vorzug freundlich gedämpften Lichtes bieten.
Die Deckenfelder
ergeben die gleiche Temperaturisolierung wie die Wandelemente.
Zusätzliche Maßnahmen sind daher nicht erforderlich. Der durch die
oberen Tronex-Seitenschürzen abgeschirmte Luftraum dient der Be- und
Entlüftung der Räume und verhindert Schwitzwasserbildung auf der
porenlosen Dachunterfläche.
Installationen
Die
elektrischen Kabelzuleitungen und Verteilerleitungen sind mit
Mipolam-PVC-Überzügen isoliert. Ihre Verlegung ist so angeordnet, dass
alle Licht- und Schalteranschlüsse unter dem Fußboden oder über der
Decke installiert sind. Aufgehende Leitungen mussten der geringen
Wandstärke wegen auf der Oberfläche angebracht werden. Für die
Einrichtung sind individuelle Einbaumöbel benutzt worden. Die
Beleuchtung aller Räume ist indirekt in Verbindung mit der Decke
angebracht. Die hierfür notwendigen Aussparungen dienen, wie bereits
beschrieben, gleichzeitig der Entlüftung.
Steckdosen und Verteiler sind aus Jahrzehnten Ultrapas-Melamin-Preßmassen hergestellt. Die Räume werden elektrisch beheizt.
Auch
die sanitäre Installation besteht mit Ausnahme des Klosettbeckens aus
Kunststoffen: die Wasch- und Spültische aus glasfaserverstärktem
Polyesterharz, die Ab- und Zuflussleitungen aus Hart-PVC (Trovidur) und
Polyethylen-(Dynalen)Rohren. Dabei erforderliche Verbindungen sind durch
Verkleben hergestellt, Krümmer warm geformt. Kunststoffrohre haben den
Vorzug, dass die Leitungen nicht verkrusten, kälteunempfindlich und
unter weitgehender Vermeidung von Muffen und Undichtigkeiten geschützt
sind.
Auch der in der Kochnische aufgestellte Kühlschrank besteht weitgehend aus tiefgezogenem PVC-Mischpolymerisat (Astralon).
Inneneinrichtung
Sämtliche
eingebauten und freistehenden Möbel wurden innen und außen aus
Kunststoff-Furnieren, im Kern aus Spanplatten gefertigt. Wie die
langjährige Erfahrung zeigt, eigen sich für die wirtschaftliche
handwerkliche Verarbeitung und schöne Gestaltung solcher Raumkörper
sowohl Duroplaste wie Thermoplaste. Es sind daher an den waagerechten
und senkrechten Flächen Halbzeuge aus dien beiden Werkstoffgruppen
eingebaut.
Die Schrankaufbauten sind an allen sichtbaren Flächen und
auch weitgehend im Inneren mit Ultrapas-Platten belegt. Der Tisch der
Durchreiche zeigt Mipolam-Tischbelag, der in seinem Aufbau dem
Bodenbelag ähnlich aber dünner gehalten ist. Die Möbel im Wohnzimmer und
Schlafzimmer zeigen die vielseitigen Möglichkeiten, welche
Ultrapas-Platten bieten, die hier durchweg verwendet worden sind, wo man
früher Furniere eingesetzt hat, die aber immer noch besonders lackiert
und poliert werden mussten. Der Tisch im Wohnzimmer ist als Mosaikbild
aus kleinen Abschnitten von Ultrapas-Platten gestaltet und soll
beweisen, dass Kunststoff nicht nur für eine rationelle Fertigung
geeignet ist, sondern auch künstlerischen Spielarten zugänglich ist.
Die
Marquisette-Gardinen bestehen aus Diolen, der neuen Kunststoff-Faser
auf Basis von Terephthalat, das von der Tochtergesellschaft Chemische
Werke Witten hergestellt wird. Die Vorhänge sind aus
Mipolette-Dekorationsfolien gearbeitet. Die Heizungsverkleidung Marke
„Inschu“ ist aus wärmebeständigen Trofil-Fäden gewebt.
(Dr. Volker Hofmann, Februar 2007)