Der Markenname TROCAL und die mit ihm ausgezeichneten Produktfamilien
In dem umfangreichen Verkaufsprospekt „DYNAMIT NOBEL KUNSTSTOFFE – Verkaufsprogramm 1963“ steht TROCAL für folgende Produktgruppen:
In Abteilung IX c:
–Dachrinnen aus Hart-PVC, Rinnenstücke entsprechen 333 mm Zuschnitt, in Längen von 3 m, größere Längen in Sonderfertigung, grau;
besondere
Eigenschaften: korrosionsbeständig, widerstandsfähig gegen chemische
Einflüsse; dauerhafte Einfärbung, glatte Oberfläche, leichte,
zeitsparende Verarbeitung;
zur Ableitung von Regenwasser von Dachflächen;
–Fallrohre aus Hart-PVC, Rohre NW 110 mm, in Längen von 2 m; größere Längen in Sonderfertigung, grau
–Formstücke aus
Hart-PVC, Rinnenendstücke, Rinnenkupplungen, äußere Rinnenecken,
Ablaufkästen, obere und untere Schwanenhälse, Fallrohrkupplungen, grau.
In
der unfassenden Ausarbeitung von Herbert Laubenberger „Handelsnamen von
DN-Kunststoffprodukten“ vom 3.3.1983 führt Laubenberger unter TROCAL
auf:
-Weich-PVC: Bahnen für die Dacheindeckung
und den Isoliersektor (gemeint ist u.a. für den Deponie-, Tunnel- und
Tiefbau);in den Markt eingeführt ab 1967;
-Hart-PVC: Profile für Fenster und Türen, in den Markt eingeführt ab 1967
-Hart-PVC und PMMA-Deckschicht: Profile für Fenster und Türen, Markenname: TROCAL-Color, eingeführt ab 1967.
Die
beiden letzteren Produktfamilien lassen die Serien von schlagzähen
Hart-PVC-Profilen für Fenster und Türen beginnen, die in der ersten
Ausprägung TROCAL 100 genannt wurden; es folgten später TROCAL 400, 900
etc. Die Fertigung erfolgte in Troisdorf, im ehemaligen DYNA-Rohr-Werk,
Geb. 1002, auf dem südlichen Werksgelände (südlich der B8), mit
Doppelstrangextrudern mit Wasser-Innenkühlung.
Die Color-Varianten
waren PMMA-beschichtete (3mm) Profile mit der Einfärbung in der äußeren
PMMA-Schicht. Diese Variante wurde wegen der hohen Lichtbeständigkeit
von PMMA gegenüber Folien-beschichteten in jener Zeit gewählt. Später,
ab 1995, wurden zusätzlich auch Folien-beschichtete TROCAL-Profile
hergestellt und angeboten.
Diese gesamte Produktentwicklung hatte ihren Vorlauf in den MIPOLAM-Elastic-Fensterprofilen, die 1954 erstmals industriell in Troisdorf gefertigt wurden und für den Bau von Isolierglasfenstern und Türen schon damals vorgesehen waren.
Die MIPOLAM-Elastic-Profile werden in dem Verkaufsprospekt von 1963 wie folgt beschrieben:
Unter Abteilung X „Kunststoffe für das Bauwesen“:
MIPOLAM-Elastic-Profile,
Weich-PVC, Flügel-, Zargen-, Türen- und Kämpferprofile auf Trägerrohr:
Profile für feststehende Fenster und Trennwände; für Flachglas und
Isolierglaselemente in verschiedenen Profilierungen; Verglasungs- und
Spezialprofile.
Farben: Weiß leicht getönt, hellgrau, hellblau, dunkelblau, gelb, anthrazit, schwarz.
Besondere
Eigenschaften: Elastische Profile, über tragenden Stahlkern gezogen,
fugenlos, wasser- und weitgehend chemikalienbeständig, alterungs- und
witterungsbeständig, geringe Wärmeableitung, nicht entflammbar,
lichtbeständige Farbe; faulen, oxydieren und splittern nicht, keine
Erhaltungspflege, leichte Reinigung, Gehrungen verschweißbar.
Einsatzgebiete:
Für Fenster, Türen, Trennwände und Fassadenkonstruktionen aller Art und
Größe, die wärme-, kälte- und schalldämmend, zug- und fugendicht und
geräuscharm sein sollen.
Diese besonderen Eigenschaften und die vorgesehenen Einsatzgebiete beschreiben hauptsächlich das Kunststoff-Fenster, wie es ab den Mittsechziger Jahren als Hart-PVC-Variante seinen weltweiten Siegeszug antrat.
Es gilt: In Troisdorf wurde das erste in Serie hergestellte Kunststoff-Fenster der Welt produziert.
Da
vorher kaum bzw. keine alltagstauglichen Anwendungen für ein solches
Produkt zur Verfügung standen, kann behauptet werden, dass das Kunststoff-Fenster 1954 in Troisdorf erfunden worden!
Der Markenname TROCAL wurde erstmals bei Dynamit Nobel AG für Dachrinnen und Zubehör benutzt: Troisdorfer Kalle (rheinisch für Dachrinne): Tro Kal wurde zu TROCAL.
(Bearbeitet: Dr. Volker Hofmann, Troisdorf, 2. April 2009)