Klebharze für Kunststoffe
Verkaufsschrift der Venditor Kunststoff-Verkaufsgesellschaft m.b.H. Troisdorf Bezirk Köln
Wegen der äußerlichen Ähnlichkeit im Schriftbild und Lay-out mit der Verkaufsschrift für Schleifscheibenharze aus dem Jahre 1940 ordnet der Bearbeiter diese Verkaufsschrift ebenso dem Jahr 1940 zu.
„Zur Verbindung von Kunststoffen miteinander und mit anderen Stoffen sind besondere Klebharze auf der Basis von Kunstharzen entwickelt worden. Diese Klebharze sind infolge ihres guten Haftungsvermögens auch zur Vereinigung von Stoffen mit glatten Flächen wie Glas, Marmor, Porzellan, Metall usw. geeignet. Die Klebschicht zeigt nach dem Erhärten gute Beständigkeit gegen die Einwirkung von Feuchtigkeit.
Klebharz 1 | haftet auf den meisten Stoffen und wird bevorzugt verwendet zum Verkleben von Kunststoffen miteinander oder mit organischen Faserstoffen, wie z.B. Papier, Geweben und Holz, Verdünnungsmittel Azeton, Spiritus |
Klebharz 10 | ist benzolhaltig und besonders zum Kleben von solchen Stoffen zu verwenden, welche von Benzol nicht angegriffen werden, z.B. Celluloid, Cellon, Trolit (für Trolitul dagegen Klebharz 1) und Mipolam. Verdünnungsmittel: Benzol |
Klebharz 110 | ist besonders wasserfest, Verwendung wie Klebharz 10; Verdünnungsmittel: Toluol oder Benzol |
Klebharz 111 | ist vornehmlich geeignet zum Zusammenkleben von Kunststoffen oder anderen nicht porösen Stoffen, Verdünnungsmittel: Benzol |
Gebrauchsanweisung:
Die in diesen Klebharzen enthaltenen Lösemittel sind leichtflüchtig und brennbar.
Deshalb Vorsicht bei offener Flamme! Behälter stets sorgfältig schließen! Beide
Klebflächen werden mit dem Klebharz bestrichen. Den Harzaufstrich lässt man
zunächst an der Luft antrocknen; dann werden die Flächen aufeinander gedrückt
und einige Zeit unter Druck gehalten. Durch Verdunsten der Lösemittel wird die
Klebeverbindung allmählich fest, wobei die Trockenzeiten stark von den
jeweiligen Umständen abhängen. Um das Kleben zu beschleunigen, empfiehlt es
sich, die verklebten Teile einige Zeit einer Wärmebehandlung bei 60 – 80 °C
auszusetzen. Unter Umständen genügt ein Föngebläse als Wärmequelle.
Klebharz 500 | Im Gegensatz zu den vorgenannten Klebstoffen, die in der Wärme erweichen, lassen sich mit dem härtbaren, flüssigen Harz 500 viele Stoffe, vor allem auch Phenoplaste und Aminoplaste, hochwertig und wärmefest miteinander verbinden. |
Gebrauchsanweisung:
Falls es sich nicht um poröse Stoffe wie Holz und Fasern handelt, rauht man
vorteilhaft vorher die Klebflächen etwas auf. Um eine schnelle Härtung
herbeizuführen, setzt man kurz vor der Verarbeitung Säure oder sauer wirkende
Salze zu, wobei auf homogene Vermischung zu achten ist. Recht geeignet ist
eine Mischung von gleichen Volumenteilen konz. Salzsäure mit Spiritus.
Die Geschwindigkeit der Härtung hängt von der Zusatzmenge der
Härterflüssigkeit und weiter von der Härtertemperatur ab. Viel Härterflüssigkeit,
z.B. 25 Teile auf 100 Teile Harz, kann selbst bei Zimmertemperatur eine Härtung
innerhalb weniger Minuten herbeiführen. Meist wird man jedoch das
Mengenverhältnis so wählen, dass das Gemisch einige Stunden bei
Zimmertemperatur haltbar ist und bewirkt alsdann eine Schnellhärtung durch
Temperatursteigerung. Mischt man 100 ccm Harz 500 innig mit 10 ccm
Härterflüssigkeit, bestehend aus gleichen Volumenteilen konz. Salzsäure und
Spiritus, so hält diese Mischung mehrere Stunden bei Zimmertemperatur,
während bei 65 °C die Härtung innerhalb sehr kurzer Zeit vollzogen ist.
Das mit Härterflüssigkeit versetzte Harz verteile man, falls eine größere Menge
angesetzt wird, auf mehrere und möglichst flache Gefäße, damit eine vorzeitige
Härtung infolge Eigenerwärmung vermieden wird.
Als Gefäße verwende man keine Metalle, sondern am besten Glas oder Porzellan.
Diese lassen sich, solange das Harz noch nicht gehärtet ist, mit Spiritus reinigen.
Auch lässt sich anhaftendes Harz nach vollständiger Härtung leicht abstoßen.
Das Harz ist möglichst kühl zu lagern. Wie bei allen flüssigen Phenolharzen
erfolgt beim Lagern eine langsame Verdickung, doch bleibt das Harz bei kühler
Lagerung bis zu ½ Jahr und länger hinreichend flüssig. Bis zu einem gewissen
Grade ist eine Verdünnung des Harzes mit Spiritus oder Azeton möglich. Für
Hart- und Weich-Mipolam stehen besondere Klebemittel auf Anfrage zur
Verfügung.
Zur Beratung bei besonderen Aufgaben wenden Sie sich bitte an unsere Abteilung „Technischer Dienst“
Anmerkungen des Bearbeiters:
Es handelt sich bei den Klebharzen und Novolak-Lösungen von Phenol/Kresolharzen aus
Troisdorf, also niedrig-kondensierten noch thermoplastisch verarbeitbaren Harzen
(Sie sind noch nicht vollends vernetzt und zum Duroplasten ausgehärtet!). Der
Klebevorgang beginnt, wenn das Lösemittel verdunstet ist und das Polymer mit seiner
natürlichen Klebewirkung mit dem zu klebenden Teilen wechselwirkt.
Im Falle des Klebeharzes 500 kommt die Härterlösung im Ansatz hinzu: Sie bewirkt den
weiteren von selbst beginnenden Polykondensations-Chemismus, der in Wechselwirkung
mit den zu verklebenden Flächen einen vernetzten Duroplasten zwischen den Flächen
entstehen lässt, der dann auch nicht mehr thermoplastisch und damit wärmebeständig
ist. Dieses Klebeharz darf man als ersten Zweikomponenten-Kleber (auf Basis von
Phenolharz-Novolaken) für die Industrie bezeichnen. Heutige Zweikomponenten-Kleber
basieren auf Epoxidharzen mit Aminen als Härter.
Die komplizierte Verarbeitung deutet auf den rein industriellen Gebrauch durch geschulte
Spezialisten dieser Klebeharze hin. Sie sind nicht für den Do-it-yourself-Gebrauch , wie
bei heute üblichen Klebstoffen aus der Tube, geeignet.
Typisch für die industrielle Tätigkeit der Dynamit AG in jener Zeit war das Angebot aller
Kunststoff-Halbzeuge und Hilfsstoffe zur Weiterverarbeitung selbiger aus einer Hand. Sie
kennzeichnen einen Vollsortimenter in jener Zeit.
Dr. Volker Hofmann,
Troisdorf, 11. Mai 2009