Schleifscheibenharze
In Ihrem bebilderten Verkaufsprospekt beschrieb die „Venditor“-Kunststoff-Verkaufsgesellschaft m.b.H, Troisdorf Bez. Köln, Abt. Rohstoffe, 1940 seine Produkte:
Schleifscheibenharze
Der Schleifmittelindustrie bieten wir mit den auf Grund fortschreitender Erkenntnisse ständig verbesserten Schleifscheibenharzen, T 7 flüssig und T 8 pulverförmig, zwei bewährte Bindemittel zur Herstellung hochleistungsfähiger Schleifscheiben von zuverlässiger Qualität an. Es handelt sich hier um zwei verschiedene Typen, welche die Formung und Härtung unter Druck und Wärme gemeinsam haben; sie können für sich oder auch sehr vorteilhaft im Gemisch verwandt werden. Die Auswahl und Anwendung der Bindemittel nach Art und Menge ermöglicht weitgehende Anpassung der Schleifkornmischungen an die von der fertigen Scheibe verlangten Eigenschaften.
Schleifscheibenharz T 7 , Typ: Phenol-Resol, flüssig
Viskosität 4 – 5000 cP. Festharzgehalt 80 %, Verdünnbarkeit mit Alkohol, Lagerfähigkeit gut, aber kühl lagern und vor Frost schützen! Verwendung für Hochleistungsscheiben für Mittel- und Feinschliff von Stahlwaren usw.
Anwendung: je nach gewünschter Härte 10 – 15 % des Schleifkorngewichts in dünnflüssigem Zustande dem Schleifkorn beimengen. Falls Harz durch langes Lagern zähflüssig geworden, auf etwa 40 ° erwärmen. Fertige Mischungen antrocknen lassen, dann in Formen pressen und im Ofen härten.
Schleifscheibenharz T 8, Typ: Phenolharz, Novolak mit Hexa, pulverförmig
Auflösbar mit Alkohol, Lagerfähigkeit unbegrenzt, Verwendung für Scheiben mit hoher Zähigkeit, Profilscheiben und Trennscheiben.
Anwendung: Schleifkorn mit Lösemittel anfeuchten, dann 12 – 17 % Harz zufügen, gut durchmischen und trocknen lassen, Pressen kalt oder leicht angewärmt. Sorgfältig überwachte Härtung im Ofen von 80 ° steigend bis 170 ° verbürgt weitgehende die guten Eigenschaften. Langsam abkühlen. T 7 und T 8 werden auch vorteilhaft im Gemisch verwandt.“
Anmerkungen des Bearbeiters: Zur Erklärung der Begriffe „Phenol-Resol“ und „Novolak mit Hexa“
Zur Herstellung von Phenol- und
Kresolpressmassen werden flüssiges Phenol, Kresol oder Gemische aus
beiden in einem Reaktionskessel mit flüssigem Formaldehyd versetzt und
durch die dann Wärme freisetzende Reaktion unter genauer Kontrolle der
Viskosität zur Vermeidung zu hoher Aushärtung im Kessel zu einem
zunächst thermoplastischen Werkstoff in der ersten Stufe kondensiert.
Wird diese Polykondensationsreaktion (chemische Reaktion, bei der aus
zwei Substanzen unter Abspaltung von Nebenprodukten – hier: Wasser- eine
hochpolymere Verbindung aufgebaut wird) in einem sauren Medium und mit
einem molekularen Unterschuss an Formaldehyd durchgeführt, so entstehen Novolak-Harze.
Bei basischer Reaktionsführung entstehen in der ersten Stufe der Polykondensation Resole als thermoplastische Harze.
Die Harze werden im schmelzflüssigen Zustand abgelassen, an der Luft gekühlt und zu Granulaten gemahlen.
Die Weiterverwendung der Resole erfolgt im obigen Fall als alkoholische Lösung.
Die
Novolake werden nach dem Mahlen als solche als feinkörniges Granulat im
obigen Fall zum Verkauf und zur Weiterverwendung in der
Schleifscheibenindustrie gebracht.
Zur Verwendung als Peßmassen werden sie in Knetern in beheizten Knetmaschinen oder in Mischwalzwerken mit pulverförmigen Füllstoffen, Stabilisatoren, Farbstoffen und Gleitmitteln vermengt und zur weiteren Kondensation mit Hexamethylentetramin –Hexa- als feste Formaldehyd-abspaltende Chemikalie zugesetzt. Auf genügendes Fließvermögen der Harzmasse ist dabei sorgfältig zu achten, damit sie später beim thermischen Pressvorgang in der Form noch genügend fließfähig ist, bevor sie durch Wärmezufuhr zu einem unschmelzbaren Duroplasten erhärtet.
Anmerkungen zu den Schleifscheiben: Das Trägermaterial ist vorzugsweise Vulkanfiber, DYNOS aus Troisdorf, verschiedener Dicke. Das Schleifkorn wird aus einem synthetischen, in einem Elektroschmelzprozess gewonnenen Korund, z.B. aus dem Feldmühlewerk in Lülsdorf, durch Mahlen erzeugt.
Dr. Volker Hofmann
Troisdorf, 11. Mai 2009