Eine kurze „Geschichte der Kunststoffe“ und die Rolle Troisdorfs darin
Die ersten „Kunststoffe“ (also von Menschen erzeugte
Materialien, die in dieser Form nicht in der Natur vorkommen) sind
wortwörtlich verstanden, Metalle (wie Kupfer, Eisen und Legierungen wie
Bronze), Keramikmaterialien, Porzellane und Gläser. Heute versteht man
aber unter „Kunststoffen“ hauptsächlich polymere organische Stoffe, also
solche mit Kohlenstoffatomen im Makromolekül.
Den Anfangspunkt
der „Geschichte der Kunststoffe“ festzulegen, bleibt dem Ermessen
überlassen. Die meisten frühen Entdeckungen waren meist Zufallsfunde und
dienten nicht dem Ziel, neue Stoffe zu erschaffen. So kann man z.B. die
erste Gewinnung von Styrol 1827 durch Bonastre aus Storaxbalsam,
die erste Synthese von Vinylchlorid 1835 oder die Entdeckung seines
„Verharzens“ durch Sonnenlicht, beides durch Regnault (F) 1838, das
erste Hartgummi 1839 durch Goodyear (USA) oder gar das erste Linoleum 1844 durch Walton (GB) (unter Verwendung von verharzendem Leinöl) eventuell als Beginn dieser Geschichte nennen.
Die erste Polymerisation von Styrol,
1839 von Simon entdeckt und 1845 durch Blyth und Hofmann durch
Hitzepolymerisation nachvollzogen, sollte erst ein gutes Jahrhundert
später industriell zur Erzeugung eines Kunststoffes genutzt werden.
Schönbein und Pelouze (CH) nitrierten 1845 Cellulose
in Gegenwart von Schwefelsäure zu Schießbaumwolle. Diese Entdeckung
sollte bald zum Celluloid führen. Ménard (F) erkannte ihre Löslichkeit
in Äther und Alkohol, Hyatt (USA) entdeckt 1863 Campher als Weichmacher
und fertigte 1869 in seiner Albany Billard Ball Co. erstmals
Billardkugeln aus Celluloid als Ersatz für solche aus knapp-werdendem
Elfenbein („Die Zehntausend-Dollar-Idee“, (2)). 1862 stellte Parkes (GB)
Formteile aus Cellulosenitrat her und erhielt 1865 ein Patent für
Kunststoffe aus Cellulosenitrat und Campher (Celloloid).
Ab 1878 fertigte die Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik Teile aus
Celluloid. 1878 stellte Chardonnet (F) erstmals
Nitrocellulose-Kunstseide her, die wegen ihrer hohen Brennbarkeit
„Schwiegermutterseide“ genannt wurde. Ab 1890 stellte man in Troisdorf
bei der Rheinisch-Westfälischen Sprengstoff-Aktiengesellschaft (RWS AG)
auch Schießbaumwolle (hoch-nitrierte Cellulose) her. 1905 begann die
Dynamit-Actien-Gesellschaft vormals Alfred Nobel & Co. mit der
Herstellung (niedrige Nitrierung von Cellulose) und Verarbeitung von Celluloid in Troisdorf zu Platten, Rohren und Stäben.
Gaine
(1853) und Taylor (Patent, 1859) haben entdeckt, dass Cellulosepapiere
durch Behandlung mit Zinkchloridlösung einen neuen Stoff, die Vulkanfiber (vulkanisierte Fibern = Baumwollfasern“), ergeben. Diese wird heute noch industriell z.B. in Troisdorf
-seit 1933- hergestellt. Vulkanfiber wurde lange Zeit und in großen
Mengen in Kofferschalen verwendet, heute hauptsächlich als
Schleifscheibenträgermaterial.
Die ersten in größeren Mengen hergestellten
Kunststoffe waren demgemäß chemisch gezielt abgewandelte Naturstoffe
(Cellulose=Baumwolle). So erfand Schützenberger (D) 1865 die
Acetylierung von Cellulose zu Acetylcellulose = Celluloseacetat
und damit ein weiteres Cellulosederivat als Kunststoff. 1901 gelang
Eichengrün (D) und Becker (D) die direkte Acetylierung mit
Essigsäureanhydrid von Cellulose zu einem brauchbarem Cellulose-2
½-Acetat, das in Troisdorf ab 1911als CELLON Verwendung
zur Celluloid-ähnlichen Herstellung (Koch-Press-Verfahren und Schneiden
von Folien und Platten aus dem Block) von Halbzeugen fand. Ab 1922
wurde Celluloseacatat als TROLIT W im Trolitpresswerk zu
Formteilen verarbeitet und als Kunststoff-Rohstoff für Spritzgieß-Firmen
verkauft. Später -ab 1961-wurde CELLONEX in Troisdorf durch Extrusion
kostengünstiger hergestellt.
Celluloid und CELLON/CELLONEX
gehören zu den Thermoplasten, d.h. diese Stoffe können bei erhöhter
Temperatur und unter Druck zäh-fließend verformt werden. So wurden aus
verschlossenen Rohren aus „Puppenstoff-Celluloid“ nach Lagerung in 80°C
heißem Wasser in sich-schließenden (und danach öffenbaren)
halbseitigen Metallnegativformen durch Einpressen von Druckluft in die
Celluloid-Rohre Puppenkörper, -gliedmaßen und -köpfe pressgeblasen. Ab
1923 wurde hochgefülltes Celluloid zur Herstellung von Knöpfen in der Troisdorfer Knopffabrik eingesetzt. Es folgte CELLON für den bekannten TROLIT-Knopf aus Troisdorf, später auch POLLOPAS, TROLITUL (PS) und TROGAMID als Rohstoffe für Knöpfe, Schnallen und Fingerhüte.
1892 begründeten Cross, Baven und Beadle ((USA) die Viskosechemie, die zur Herstellung von Viskoseseide, Acetatseide und Zellglas
führten. 1908 gewann Eichengrün (D) Folien aus Celluloseacetat und 1908
stellte Brandenberger (CH) technisch erstmals Zellglas
(Cellulosehydrat, „Cellophan“) her, das heute noch als Verpackungsfolie große wirtschaftliche Bedeutung hat.
Mit den Phenol-Formaldehyd-Kondensaten
(PF-Harze) begann die Ära der voll-synthetischen Kunststoffe. So hatte
von Baeyer (D) 1872 zwar bereits die Kondensation von Phenol mit
Formaldehyd entdeckt, die Kondensate aber wegen ihrer Unlöslichkeit als
„unnütze Schmiere“ verworfen. Baekeland (B) erfand diese
Polykondensationsrektion 1907 neu und ließ sie 1909 in Deutschland als
„Hitze-Druck-Patente“ zur Herstellung und dadurch erstmalig möglichen
industriellen Verarbeitung von Bakelit patentieren. Im gleichen
Jahr erbaute er eine Fabrik zur Herstellung von Bakelit in Erkner bei
Berlin. In diesem Produktnamen hat der Namen des Erfinders Niederschlag
gefunden. 1924 begann in Troisdorf die Produktion von Phenol-Formaldehyd-Kondensaten unter dem Handelsnamen TROLON-Edel-Gießharz; gefüllte Typen wurden als TROLITAN-Phenolharz-Pressmassen und braune dekorative Hartpapier-Schichtstoffe als TROLONIT vermarktet. Später -1958- kamen PF-Schaumharze –TROPORIT– mit eingearbeitetem stickstofffreisetzenden Verbindungen (wie Azodicarbonamid) hinzu. TROMALIT war ab 1940 eine mit Eisenpulver versetzte PF-Pressmasse zur Herstellung von Magneten.
TROLITAX-Tafeln
(ab 1937) bestanden aus mit PF-Harzen und später -ab 1973- auch mit
Epoxidharzen imprägnierten Papier- bzw. Glasgewebebahnen, die auf
Etagenpressen bei Hitze mit und ohne Kupfer-Decklage verpresst wurden.
Sie dienten in der Elektroindustrie als Basismaterial zur Herstellung
gedruckter Schaltungen.
Die Pressmassen waren grobkörniges Schüttgut;
chemisch waren es niedrig-kondensierte reaktive „Resole“, die beim
Pressen in der Wärme in unlösliche Duroplaste übergingen. Die
Pressmassen wurden bei industriellen Kunden- den Formteile herstellenden
Pressereien- in Metallformen unter Hitze und hohem Druck zu
Gebrauchsgegenständen
(wie Zündverteilern für Kfz-Motoren,
Telefongehäusen und -hörern, Radioempfängergehäusen, elektrischen
Schaltern und Steckdosen, Waschmaschinenflügeln, Schmuckdosen etc., alle
in dunkler Eigenfarbe) verpresst.
1918 erhielt John (D) ein Patent für Harnstoff-Formaldehyd-Harze.
1920 arbeiteten Pollak und Ripper (A) über
Harnstoff-Formaldehyd-Kondensate. 1922 patentierte die BASF lösliche
Harnstoff-Harze als Holzleime. 1931 produzierte die Dynamit AG in Troisdorf erstmals derartige Aminoplast-Harze unter dem Handelsnamen POLLOPAS.
Diese Pressmassen waren weiß oder beliebig einfärbbare Resole und
insofern eine Innovation am Markt. Dieser Kunststoff-Rohstoff führte
-ähnlich wie Bakelit- den Namen des Erfinders Pollak in seinem
Handelsnamen. Aus POLLOPAS konnten lebensmittelverträgliche Pressteile (wie Geschirrteile) hergestellt werden konnten. Die DAG in Troisdorf
selbst produzierte solche Pressteile (Picknick-Geschirr). Meist waren
sie zukunftsweisend von dem Keramiker Ludwig König dessiniert worden
(siehe: de.wikipedia.org/wiki/Pollopas). Mit TROPAL
wurden ab 1942 Stäbe und Gießlinge aus POLLOPAS zur Herstellung von
Knöpfen, u.a. in der eigenen Knopffabrik in Troisdorf bezeichnet. Aber
auch Großteile z.B. für Kfz wurden in Troisdorf gepresst, u.a. auf einer
5000-Tonnen-Presse, z.B. DYNAL-Teile aus mit dem PF-Harz TROLON imprägnierten Papierbahnen. Dieses Verfahren kann man als Vorläufer für die Herstellweise des DDR-Autos Trabbi nennen. Als LIGNOFOL wurden mit TROLON-verleimte Pressschichtholzteile ab 1938 bezeichnet. LIGNOFOL BB waren ab 1953 Dekorplatten für die Bundesbahnwaggons.
1938 produzierte die DAG erstmals Melamin-Formaldehyd-Harze unter dem Handelsnamen ULTRAPAS in Troisdorf.
Unter dem Handelsnamen ULTRAPAS wurden später -ab 1955- auch dekorative Schichtstoffe
aus mit dem Carbamidharz imprägnierten Papierbahnen, die auf
Etagenpressen verpresst wurden, hergestellt, teilweise auch solche mit
Holzimitationen auf der Deckbahn. LIWA– und LIWAPAS-Platten waren ab 1958 solche mit Echtholzfurnier als Deckplatte.
1912
erzeugte Fritz Klatte (D) Vinylchlorid und Vinylacetat aus Acetylen und
polymerisierte sie zu Polyvinylchlorid (PVC). 1931 nahm die I.G.
Ludwigshafen die Produktion von Polyvinylchlorid und von
Vinyl-Copolymerisaten (siehe Dietrich Braun „100 Jahre PVC“) auf. In Bitterfeld wurden nachchlorierte PVDC-Typen hergestellt. Die DAG in Troisdorf
hatte im Rahmen der Zusammenarbeit unter dem Dach der I.G. Farben (ab
1925) die Aufgabe, die bei der I.G. hergestellten Kunststoffe in
Hinsicht auf die kunststofftechnische Verarbeitbarkeit zu optimieren. So
wurden verschiedene Polystyrol-Massen für den Spritzguß –TROLITUL– ab 1929 aus dem in Ludwigshafen hergestellten Kunststoff-Rohstoffen in Troisdorf produziert.
PVC wurde anfangs bei der I.G. wegen der guten Zusammenarbeit von Ludwigshafen mit Troisdorf TROLULOID (LOID = Ersatz für Celluloid) genannt, später IGELIT (von I.G. Farben). Die DAG vermarktete es als MIPOLAM (Mischpolymerisat
von Vinylchlorid und Vinylacetat und Acrylestern) ab 1936 als erste
PVC-Rohre, Kabel-Isoliermassen und PVC-Bodenbeläge und Folien. Die Rohre
waren typische Extrusionsprodukte aus Hart-PVC (PVC-u = PVC
unplasticised) und die Kabelmassen und Bodenbeläge Produkte aus
Weich–PVC (PVC-p = plasticised). Die damaligen MIPOLAM-Bodenbeläge
wurden nach dem Koch-Preß-Verfahren (wie Celluloid und CELLON)
hergestellt. 1958 sollten kontinuierliche Verfahren wie das mittels der
in Troisdorf entwickelten Schwingpresse und viel später -1995- das mittels einer Doppelband-Auma folgen. Unter MIPOLAM wurden
ab 1952 auch Verbundbeläge, Wandbeläge und Profile wie Sockelleisten,
Treppenkanten, Schweißschnüre und Handläufe angeboten.
Zusammen mit dem Hamburger Dipl-Ing. Heinz Pasche entwickelte die Dynamit Nobel AG ab 1954 das MIPOLAM-ELASTIC-Kunststoffprofil für Fenster. Somit kam das erste „Kunststoffprofil-Isolier-Fenster“ auf den Markt. 1966 folgte das Hart-PVC-Profil-Programm TROCAL aus Troisdorf. 1970 folgten PMMA-beschichtete TROCAL-COLOR-Profile
als Innovation. 1999 erwarb die HT TROPLAST AG die Knipping
Fensterprofil GmbH, Hamminkeln, und im gleichen Jahr die KBE in Berlin
und im Jahr 2000 die Kömmerling Kunststoff GmbH& Co KG in Pirmasens
mit ihrem Profil- und Plattengeschäft. Somit stieg die HT TROPLAST AG,
die spätere profine GmbH, zum größten europäischen
Fensterprofilextrudeur auf.
Wurde in Ludwigshafen ab 1930 PVC im Luvitherm-Verfahren zu Folien durch Kalandrieren verarbeitet, stellte man in Troisdorf ab 1933 Folien im Astralon-Verfahren -Kalandrieren und Abpressen- her. ASTRALIT und ASTRAPRINT
waren glasklare Folien und Platten für Zeichen- und Messgeräte und
Materialien für die Kartographie führend im Einsatz von 1955 bis 1990.
AIREX und DYNAPOR waren Weich-PVC-Schäume für die Polsterindustrie. TROCAL-Dichtungsbahnen und TROCAL-Dachrinnen (ab 1950) waren ebenfalls PVC-Produkte aus Troisdorf. TROMIPHON waren ab 1955 schwarze und später -1972- bunte Schallplatten-Pressmassen aus PVC für die Phonoindustrie. TROVIDUR-Platten aus PVC dienten ab 1938 dem Apparatebau. Geschäumte PVC Platten –TROVICELL– rundeten später ab 2000 das Programm ab. DYNADUR-Rohre aus PVC und PE wurden ab 1954 im Dynarohr-Werk an der Mülheimer Straße gefertigt. KAHAFOL– Weich-PVC-Gewebebahnen wurden ab 1963 für Zelte und Abdeckbahnen hergestellt. MIPOFIX war ab 1958 eine Weich-PVC-Dekor-Klebefolie für Möbel. Als TROSIPLAST wurden ab 1953 Pulver und Granulate (Compounds) aus PVC für industrielle Weiterverarbeiter hergestellt und vermarktet.
Die
Untersuchungen von Herrmann Staudinger an der Uni Freiburg ab 1920 an
Makromolekülen begründeten die makromolekulare Chemie und führten zu
einer starken Intensivierung der thermoplastischen Polymerisate in der
Industrie. Staudinger wurde 1953 mit dem Nobel-Preis geehrt. In den
frühen dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde eine große
Zahl neuer Kunststoffe entdeckt. Dazu gehörten Polyvinylacetat,
Polyacrylate, Polyvinylalkohol, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid,
Polyvinyläther, Polyvinylpyrrolidon und Polyvinylcarbazol.
Aus einem abgewandeltem Polyvinylalkohol, dem Polyvinylbutyral -PVB-, wurde ab 1953 TROSIFOL, die Zwischenfolie für Sicherheitsglas, hergestellt. 1940 gab es in Troisdorf schon Versuche mit abgewandelten Cellonrezepturen, Sicherheitsgläser herzustellen.
Polystyrol wurde ab 1929 in Ludwigshafen industriell hergestellt und in Troisdorf als TROLITUL-Massen
vermarktet und im eigenen Spritzgießwerk zu Formteilen verarbeitet. Der
expandierbare Polystyrolschaumstoff wurde 1950 in Ludwigshafen
entwickelt und für Stasny patentiert.
1935 wurde
Hochdruckpolyethylen bei der ICI in GB entdeckt. 1938 begann bei Du Pont
(USA) die großtechnische Herstellung von Nylon (Carothers, aus
Dicarbonsäuren und Diaminen). 1939 begann bei der I.G. Wolfen die
Herstellung von Nylon-Fasern aus Caprolactam. In Troisdorf wurde
Polyamid-6 ab 1953 zu Tafeln und Platten verarbeitet. Troisdorf lieferte
ab 1970 TROGAMID-T-Massen zur Herstellung transluzenter Pressteile.
1940
begann bei den Chemischen Werken in Marl die BUNA-Produktion. 1942
begann bei Dow Corning (USA) die Produktion von Silikonen.
Der Aufstieg der mengenmäßig größten
Kunststoffgruppe der Polyolefine begann 1931 mit der Patentierung der
Polyisobytylen-Herstellung. Es folgte 1933 die Hochdrucksynthese von
Polyethylen (PE) bei 1400 bar und 170 °C bei der ICI in GB. Die
Herstellung unter niedrigem Druck mittels Katalysatoren
(Ziegler-Natta-Katalysatoren) wurde 1952 durch R. Ziegler publiziert. G.
Natta (I) gelang 1953 die Polypropylensynthese bei niedrigem Druck.
In Troisdorf wurden ab 1955 DYNALEN-Rohre aus PE hergestellt. TROFIL-Fäden aus PE und PP wurden in Troisdorf ab 1956 hergestellt und TROLEN-Platten aus PE. Ab 1972 wurde in Troisdorf der geschlossenzellige vernetzte Polyethylenschaum TROCELLEN produziert nach einer Furukawa-Lizenz.
Außer
den Polyamiden wurden weitere Polymere hergestellt, die sich zur
Herstellung von Fasern eigneten wie z.B. Polyacrylnitril (1929 in
Ludwigshafen) und Polyethylenterephthalat -PET- aus
Terephthalsäure-methylester -DMT- und Glycol 1941 erstmals in GB. Die
Dynamit Nobel AG stellte DMT für die Faserhersteller in großen Mengen in
Lülsdorf und Steyerberg her. Später folgten Hochleistungsfasern wie
Kevlar, Nomex und Dynema. Andere Polyester wurden in der Folge
entwickelt. Troisdorf vermarktete ab 1971 Polytetramethylenterephthalat
-PTMT- als DYNALIT-Press- und Extrudermasse. Andere Polyester wurden als Schmelzkleber verwendet.
1938
erfand Plumkott (USA) bei Du Pont zufällig Polytetrafluorethylen
-Teflon. Später stellte die Dynamit Nobel AG in Troisdorf
Polyvinylidenfluorid, PVDF, her und vermarktete es als DYFLOR 2000 als Pressmasse für den chemischen Apparatbau.
1941
fand Ellis die styrolisierten Alkydharze (ungesättigte Polyester), 1942
fand man heraus, dass sich diese Polyesterharze mit Glasfasern zu
Werkstoffen hoher Festigkeit verarbeiten lassen (Bootsbau), 1952 begann
diese stürmische Entwicklung. In Troisdorf wurden transluzente Wellbahnen TRONEX ab 1956 für den Baubereich und POLYDUR-. Pressmassen ab 1973 gefertigt.
Die
Polyurethane -PUR- beruhen auf den grundlegenden Arbeiten von Otto
Bayer (D) von 1935; industriell wurden sie ab den 50iger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts bedeutsam.
Polycarbonate wurde durch Schnell (D) 1953 entwickelt und ab 1959 industriell von Bayer (D) hergestellt.
Epoxidharze wurden nach 1950 in den Markt eingeführt. In Troisdorf wurden ab 1973 Epoxidharz-imprägnierte Glasgewebebahnen mit Kupferfolie zu temperaturbeständigen hochwertigen TROLITAX-Platten für die Elektroindustrie für die Leiterplattenherstellung verpresst. TROLOCOR-Estrichmassen aus Epoxidharzen mit Korund-Körnern dienten der Herstellung rutschfester Bodenbeläge ab 1962.
Die
Verarbeitungsverfahren und die Maschinen dafür hatten großen Anteil an
der historischen Entwicklung der Kunststoffe. Schon 1870 wurde eine
erste Spritzgießmaschine patentiert. In Troisdorf wurde 1921 erstmalig CELLON W auf Spritzgußmaschinen verarbeitet. 1922 folgte in Troisdorf das TROLIT-Presswerk
zur Verarbeitung von PF-Harzen und die Knopffabrik. Ab 1926 bauten
Eckert und Ziegler rationell-arbeitende Spritzgießmaschinen. Dieses
Unternehmen erwarb die Dynamit Actiengesellschaft 1934 sowie die
Rheinischen Spritzgußwerke und intensivierten damit ihre
Spritzgießaktivitäten in Troisdorf und später in
Weißenburg/Bayern. Ab 1954 sind die ersten Schnecken-Spritzgießmaschinen
auf dem Markt. Erste Kalander wurden 1920 bereits beschrieben. In
Troisdorf wurde ab 1933 nach dem ASTRALON-Verfahren mittels eines Kalanders gefertigt. In Troisdorf wurde ab 1955 und wird TROCAL-Dichtungsfolie
heute noch auf Kalandern gefertigt. Besondere Verfahren wie die
kontinuierliche Vulkanfiber-Herstellung, das freie Schäumen von
TROCELLEN im Ofen, das Imprägnieren von Gewebebahnen und das Abpressen
in Etagenpressen (TROLITAX), das Schäumen im Hochfrequenzfeld
(TROVIPOR), das Koch-Press-Verfahren für Celluloid, CELLON und MIPOLAM,
das MIPOLAM-Schwingpressen-Verfahren, das Wickelrohrverfahren, das
TROLINING-Verfahren, das TROSIFOL-Verfahren, das
TROCELLEN-Dünnschaumverfahren, die Coextrusion für TROCAL-Color-Profile ,
das CELLONEX-Vierfarben-Coextrusionsverfahren etc. sind
richtungweisende TROISDORFER Kunststoffverfahren.
Literaturhinweise:
- www.kunststoff-museum.de
- Udo Tschimmel, Die Zehntausend-Dollar-Idee, Econ Verlag Düsseldorf, 1989
- Chronik der Kunststoffe, DKI Nr. 9, Verlag Brunke Garrels, Hamburg, 1965
- Presse-Information der NOWEGA, Düsseldorfer Messegesellschaft, 1975
- Josef Salhofer/Hans Thomas, Kunststoffverarbeitung, Vogel-Verlag, Würzburg, 1976